Oper- und Medientag

In Partnerschaft mit der International Artist Managers’ Association (IAMA) organisierte Opera Europa einen eintägigen Auftakt zu IAMAs London-Konferenz im April. Dieser Oper-und-Medien-Tag, einberufen von Kasper Holten und Nicholas Payne, beschäftigte sich mit zwei Hauptthemen: „Die nächste Künstlergeneration“; und „Medien und Oper – Fluch oder Segen“? Diskussionsteilnehmer der ersten Sitzung waren Eva Kleinitz, John Berry, Ann Braathen, Brian Dickie und Annilese Miskimmon. Kasper Holten, James Conway, Peter Maniura, Matthew Shilvock und Christopher Widauer waren Podiumsgäste der zweiten Sitzung.

David Pountney hielt eine einleitende Grundsatzrede, von der wir hier einen Auszug wiedergeben.

Das Motto der Welsh National Opera lautet „Keep culture live and local“, doch könnten uns „neue Medien“ dabei helfen – und ist dies ein Aspekt, den diese Konferenz genauer betrachten wird? Wie bei dem tragischen Verschwinden der Malaysia-Airlines-Maschine, ist es in unserer heutigen Zeit allumfassender Datensammlung peinlich sagen zu müssen, „wir wissen es nicht“ – doch genau das ist die Wahrheit.  

Die wohl prominenteste, wenn auch am wenigsten interessante Erscheinungsform neuer Medien ist die Kinoübertragung von Opernvorstellungen. Wenn wir diesbezüglich eines wissen, so ist es, dass außer der Met niemand Geld mit diesen Übertragungen erwirtschaften kann und es scheint daher unwahrscheinlich, dass dieses Mittel eine finanzielle Hilfe für andere Opernhäuser darstellt. Doch können Kinoübertragungen der Kunstform sogar schaden?

Ästhetisch betrachtet, lautet meine Antwort zweifellos ja. Der ganzen Welt wird ein verstaubtes, rückschrittliches Bild der Natur und Bedeutung von Oper vermittelt: viel albernes Star-Getue kombiniert mit Interviews zur Selbstbeweihräucherung. Etwas Unattraktiveres kann ich mir persönlich kaum verstellen, doch ich sehe ein, dass nicht alle von Ihnen diese Meinung teilen werden.

Finanziell fällt mein Urteil vorsichtiger aus. Wir haben es oft gehört: Schallplatten würden Live-Musik zerstören; später hieß es, CDs erreichten dasselbe. Doch im Gegenteil: Die Verbreitung der Musik ließ den Appetit auf Live-Vorstellungen größer und nicht kleiner werden. Wir wissen nicht, ob es mit den Kinoübertragungen nicht ähnlich sein wird. Der große Unterschied zu bisherigen technologischen Fortschritten ist das Element der Umgebung.

Der Kinobesuch bietet zumindest die Illusion eines Theaterbesuches und dies ohne den logistischen Aufwand, sagen wir, einer Busreise von Malvern nach Cardiff. Daher ist es umso bedauerlicher, dass die Met anscheinend ein von Opera America finanziertes Forschungsprojekt blockiert hat, welches Besucher von Opernübertragungen in amerikanischen Kinos befragen sollte. Hatten sie Angst vor den Ergebnissen? Ich jedenfalls stehe der Idee offen gegenüber, dass ein gut durchgeführtes Forschungsprojekt zu Tage bringen könnte, dass Publikumsmitglieder den Kinobesuch nicht als einen Ersatz sondern als einen Zusatz wahrnehmen und dass wir vielleicht sogar einen Anreiz zur Teilnahme am Live-Opernerlebnis feststellen könnten.

Tatsächlich öffnet sich einen wirklich interessanten Weg für neue Medien und Oper, aber er wird uns Geld kosten statt Geld einbringen. Von Monteverdi bis Sondheim haben sich Künstler von neuen Medien zu neuen Formen inspirieren lassen. Die ganze Bandbreite heutiger technischer Möglichkeiten über Mobilgeräte aller Art, Internet, soziale Medien und viele Dinge, von denen wir noch nicht einmal gehört haben, bietet unendliche Chancen, spannende Geschichten mit den Mitteln der Musik zu erzählen – und das ist doch letztendlich, was Oper immer getan hat. Dies ist die wahre Chance und der Reiz von Oper und neuen Medien, nicht ein Close-up von Renée Flemings Korsage. Doch im Unterschied zu letzterer wird so eine neue Kunstform nicht Abertausende von Dollars einspielen.

Dies ist also die neue Herausforderung für Kunst und Kreativität, aber, wie mit vielen Aspekten des Internets, ist es nicht immer einfach eine Einkommensquelle zu finden und finanzielle Erwartungen lassen wohl zu wünschen übrig. Oder vielleicht auch nicht?